Wenn selbst Top-Kandidaten abspringen
Ghosting ist längst nicht mehr nur ein Phänomen im Recruiting von Berufseinsteigern – mittlerweile erleben wir es auch auf Führungsebene. Kandidaten, die zunächst hochinteressiert wirken, melden sich plötzlich nicht mehr, sagen Gespräche kurzfristig ab oder lassen Vertragsangebote unbeantwortet.
Ist das die Retourkutsche für jahrelanges „Ghosting“ seitens der Unternehmen? Möglicherweise. So vermutet es die Frankfurter Rundschau zuletzt zumindest für die Gen Z (zum Artikel).
Doch „Wie du mir, so ich dir“ war noch nie eine Lösung – zumindest keine, die zu nachhaltigem Erfolg führt. Denn wenn Recruiting-Prozesse für alle Beteiligten zu einer Blackbox werden, verlieren wir nicht nur Zeit, sondern auch wertvolle Möglichkeiten.
Warum ghosten also (sogar) Führungskräfte?
❌ Mehrere Optionen im Wettbewerb – Top-Kandidaten stehen oft in mehreren Prozessen gleichzeitig. Wer schneller, klarer und attraktiver kommuniziert, gewinnt.
❌ Mangelnde Transparenz im Auswahlprozess – Lange Entscheidungswege oder unklare Erwartungen führen dazu, dass das Interesse erlischt.
❌ Persönlicher Entscheidungsdruck – Ein Karrierewechsel ist für Führungskräfte ein hochsensibles Thema, das häufig mit Unsicherheiten verbunden ist.
❌ Cultural Fit als Dealbreaker – Wenn Kandidaten spüren, dass sie nicht zur Organisation passen, ziehen sie sich oft stillschweigend zurück.
❌ Counter Offers & Retention-Strategien – Viele Unternehmen haben gelernt, ihre Schlüsselkräfte mit lukrativen Gegenangeboten zu halten.
Was hilft nach meiner Erfahrung gegen Ghosting auf Führungsebene?
✅ Schnelle, transparente Prozesse – Wer Top-Kandidaten gewinnen will, darf sich nicht in endlosen Abstimmungsschleifen verlieren.
✅ Enge Betreuung durch Personalberater und erfahrene Recruiter – Ein guter Partner im Executive Search erkennt frühzeitig Bedenken und hilft, sie konstruktiv zu lösen.
✅ Authentische Unternehmenskultur vermitteln – Kandidaten kaufen keine „Stellenanzeige“, sondern eine Vision. Wer glaubwürdig kommuniziert, schafft Verbindlichkeit.
✅ Proaktive Bindung – Zwischen den Interviews in Kontakt bleiben und echtes Interesse zeigen – das verhindert, dass Kandidaten sich „in Luft auflösen“.
✅ Wettbewerbsfähige Vertragsbedingungen – das Budget für die zu besetzende Position orientiert sich an den marktüblichen Konditionen. Kandidaten kennen ihren Wert.
Mein Appell an alle Beteiligten
Ghosting ist keine Einbahnstraße. Egal, ob Unternehmen oder Kandidaten (und auch ich) – wir alle investieren Zeit, Geld und Energie in den Recruiting-Prozess.
Deshalb braucht es Klarheit, Verbindlichkeit, Offenheit und Kommunikation auf Augenhöhe. Geister sind nichts für den Arbeitsmarkt von morgen!