Stellen wir uns einmal vor, wir sprechen übers Recruiting…
Der klassische Jahresrückblick ist nicht so mein Ding und der x-te liebgemeinte Weihnachtsgruß per Social Media Post auch nicht. Daher erlaube ich mir das Jahr einmal ein bisschen anders zusammenzufassen – aus Sicht eines beliebigen Bewerbers und einer beliebigen Unternehmerin – wenn´s ehrlich ablaufen würde…
Unternehmerin: „Ehrlich gesagt, Herr Bewerber, wir haben uns dieses Jahr oft gefragt, ob Sie überhaupt wissen, was Sie wollen. Lebensläufe mit Lücken, überzogene Ansprüche und dann auch noch ständig wechselnde Jobs.“
Bewerber: „Und wir Bewerber fragen uns, warum Sie Stellen so aufblasen. ‚Innovativer Arbeitsplatz mit Perspektive‘ – und dann geht es nur darum Prozesse abzuarbeiten.“
Unternehmerin: „Und ich könnte sagen, dass Sie, lieber Bewerber, oft mehr Schein als Sein bieten. Ihre Lebensläufe lesen sich wie Romane, aber wenn es dann ins Detail geht, bleiben viele Ihrer Kompetenzen eher … oberflächlich.“
Bewerber: „Ehrlich gesagt, Frau Unternehmerin, ich habe dieses Jahr oft das Gefühl gehabt, dass Sie gar nicht wirklich wissen, was Sie wollen. Da stehen in den Stellenanzeigen die wildesten Anforderungen, aber am Ende suchen Sie nur jemanden, der Routineaufgaben abarbeitet und günstig ist. Und eine Rückmeldung bekomme ich auch nicht.“
Unternehmerin: „Vielleicht liegt das daran, dass Sie gar nicht die Geduld aufbringen, uns die Zeit zu geben, die richtige Entscheidung zu treffen? Wir haben schließlich auch das Risiko, jemanden einzustellen, der dann nicht performt. Aber immerhin sind Sie noch nicht, ohne ein Wort zu sagen, einfach von der Bildschirmfläche verschwunden.“
Bewerber: „Aber genau das sollte ich mal machen. Dann merken Sie vielleicht, dass Sie uns Bewerber mit Ihren Recruiting Prozessen nicht ewig warten lassen können. Drei Runden, acht Wochen Funkstille, dann brauchen Sie sich nicht wundern, wenn ich woanders zusage“
Unternehmerin: „Vielleicht liegt das Problem auch daran, dass es mittlerweile so viele Player auf dem Markt gibt. Zeitarbeitsfirmen, Portale, Headhunter … da verliert man den Überblick. Nicht zuletzt werden die Geschäftsgebaren zunehmend unseriöser. Wir wurden sogar schon von einer Zeitarbeitsfirma verklagt, weil wir den gleichen Kandidaten nicht von ihnen, sondern von einem Wettbewerber eingestellt haben. Das ist doch verrückt “
Bewerber: „Da bin ich bei Ihnen. Es wird immer schwieriger, seriöse Angebote von fragwürdigen Methoden zu unterscheiden.“
Personalberater: „Leute, Leute. Können wir uns darauf einigen, dass 2024 für uns alle ein anstrengendes Jahr war? Bewerber wie Sie, Herr X, suchen Sicherheit und eine Chance. Unternehmerinnen wie Sie, Frau Y, wollen Stabilität und keinen Fehlgriff.
Lassen Sie uns mal konstruktiv sein. Welche Wünsche haben Sie für 2025? Vielleicht finden wir ja etwas, das uns alle verbindet.“
Bewerber: „Ich wünsche mir, dass Unternehmen endlich mutiger werden, Potentiale erkennen und nicht immer nur nach dem perfekten Lebenslauf suchen.“
Unternehmerin: „Und ich wünsche mir, dass Bewerber ehrlicher sind, was ihre Kompetenzen und Erwartungen angeht – und auch sagen, wenn es nicht passt.“
Bewerber: „Okay, und ich wünsche mir schnellere Entscheidungen im Bewerbungsprozess.“
Unternehmerin: „Ich wünsche mir mehr Bereitschaft zur Weiterentwicklung und beiderseits wieder einen fairen und respektvollen Umgang miteinander.“
So klingt kein Gespräch – klar. Aber wären alle Parteien ein wenig ehrlicher, würde genau das zu hören sein. Und ich wünsche mir, dass wir alle offener und transparenter miteinander umgehen. Nicht respektlos – keine Frage. Aber verbindlich. Denn am Ende wollen wir doch alle dasselbe: das perfekte Match.
2024 war kein leichtes Jahr. Aber wenn Bewerber und Unternehmer aufhören, in Extremen zu denken, und stattdessen eine ehrliche, verlässliche Kommunikation wagen, können wir gemeinsam viel erreichen.
Meine Aufgabe für 2025 ist klar:
Der Arbeitsmarkt wird sicher nicht einfacher. Zu den bekannten Playern kommen immer mehr Tools und Apps, die den Markt verändern und undurchsichtiger machen. Und der Kandidatenmarkt wird zunehmend vielschichtiger und auch bunter.
Umso wichtiger, dass wir Menschen im Mittelpunkt der Prozesse stehen und wir uns dieser Verantwortung bewusst sind.
Ich bin Personalberater in Sachen Executive Search und Brückenbauer.
Kommen Sie gut ins neue Jahr!